Kritische Anmerkungen zum Skill Management

"Wissen der Mitarbeiter gehört zu den wertvollsten Ressourcen". Dieses Wissen muss daher sorgsam administriert werden. Das dazu sich anbietende System heißt Skill Management. Es hat folgende Grundzüge:

Zahlreiche Berichte lassen sich erstellt, anonym, aber auch auf konkrete Personen bezogen.

Einige Unbehaglichkeiten an dem Konzept müssen konstatiert werden:

Vergangenheitsorientierung:
Zur Erfassung der Skills wird ein Begriffskatalog verwendet. Dieser ist notorisch an der Vergangenheit - bestenfalls der Gegenwart - orientiert, soll aber Rückschlüsse auf den Qualifikationsbedarf von morgen und übermorgen zulassen. Die Beschreibung des Mitarbeiterwissens wird sozusagen auf einen Stichtagsstand eingefroren.

Drohende schnelle Veralterung:
Seit der Einstellung ins System neu erworbene Kenntnisse müssten nachgetragen werden. Dies ist in der Praxis aber meist nicht der Fall. Das Kategoriensystem müsste erweitert werden. Wenn dies geschehen würde, dann müsste für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt werden, ob die neuen Kategorien auf sie anzuwenden sind. Dies erfolgt aber in der Praxis nicht.

Kaum Chance für Seiteneinsteiger:
Die Profilabgleiche begünstigen diejenigen Beschäftigten, deren Ausbildung und beruflicher Werdegang sich an der statistischen Normalität orientieren. Quereinsteiger haben nur geringe Chncen, da sie die im System dokumentierten Anforderungen nicht erfüllen können.

Schwerwiegende methodische Schwierigkeiten:
Skills werden meist in fachliche, methodische und auf Verhalten bezogene Skills unterschieden. Gerade letztere sind aber nur schwer messbar; die Bewertungen sind Beurteilungen, werden aber nicht als solche ausgegeben.

 

Was vor allem in der schneller als sich früher verändernden Welt gefragt ist, sind Initiative und Anpassungsfähigkeit. Skill-Management- Systeme laufen Gefahr, zu einem technokratischen Werkzeug zur Verwaltung von Qualifikationsprofilen reduziert zu werden. Um vor dem Hintergrund der veränderten Unternehmensziele aber erfolgreich zu sein, müssten Initiative und Lernen auf breiter Front gefördert werden, Lernen als nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der täglichen Arbeit. Wenn das gelingen soll, dann braucht es eine initiative- und lernfördernde Atmosphäre, sozusagen als wichtiges, wenn nicht wichtigstes Merkmal der Unternehmenskultur.

Verwaltete Menschen aber sind selten initiativ. Statt der geplanten datenbankgestützten Skill-Registratur wäre es förderlicher für die Unternehmensziele, wenn eine offene Kommunikationskultur aufgebaut würde, mit folgenden Merkmalen:



Zusammengefasst: Menschen verlieren ihre Motivation, wenn sie verwaltet werden. Ihnen sollten lieber Möglichkeiten eingeräumt werden, selber Initiative zu entwickeln. Dies sollte vor dem Hintergrund eines breiten Konsenses über die Unternehmensziele erfolgen, und das geht nur über eine offene Kommunikations-Kultur, in der das Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich signalisiert, dass es sie als Menschen achtet und als Menschen fordert, aber nicht nur fordert, sondern ihnen auch die Unterstützung gewährt, um auch hochgesteckte Ziele zu erreichen.